Egal ob Sie Motorhome bzw. Camper-Novize oder Dauerkunde sind, der Yukon ist prädestiniert für diese Art des Reisens. Das Territorium ist riesig (fast doppelt so groß wie Deutschland), hat nur 35.000 Einwohner, von denen fast 30.000 in der Hauptstadt Whitehorse leben und ansonsten nur gigantische Traumstraßen. Die Chancen, hier in einen Stau zu geraten, sind minimalst. Wenn mal mehrere Autos auf dem Highway stehen, dann können Sie sicher sein, ein Bär, ein Elch oder sonst ein Getier macht Public Viewing. Und die Chancen dazu sind äußerst hoch. Bedenken Sie einfach: Im Yukon leben praktisch ebenso viele Schwarzbären und Grizzlies wie Menschen, etwa doppelt so viele Elche und zehn Mal so viele Caribous. Und sehr häufig finden Sie diese Tiere an und nahe der Highways.
Unterwegs im Yukon
Übrigens, im Yukon gibt es grade mal 15 Verkehrsampeln. Und die stehen alle in Whitehorse. Danach ist freie Fahrt angesagt. Und apropos Ampeln – wichtig für Kanada und die USA – die Ampeln befinden sich hinter der Kreuzung! Bitte dies beim Bremsweg beachten. Kommt kein Verkehr, darf auch bei ROT nach rechts abgebogen werden.
In Schulzonen gilt grundsätzlich Tempo 30 km/h. Schulbusse, wenn sie am Straßenrand stehen und die Warnblinkleuchte eingeschalten haben, dürfen nicht überholt werden.
Alkoholgrenze
Im Yukon gelten 0,8 Promille. Bitte denken Sie daran: Die Polizei führt nach jedem Unfall automatisch eine Alkoholkontrolle durch. In Kanada und in den USA ist das Mitführen angebrochener Flaschen mit alkoholischen Getränken im Auto strengstens verboten. Also bitte das Whiskey-Fläschchen am Abend entweder immer ganz austrinken oder echt gut verstecken.
Geschwindigkeitsbegrenzungen
Die Strafen für Geschwindigkeitsübertretungen sind in Kanada empfindlich hoch. Die Polizei führt zahlreiche Geschwindigkeitskontrollen durch – sowohl auf Landstraßen, als auch in den Städten und Gemeinden. Und dies auch an ganz entlegenen Stellen in der „yukonesischen“ Wildnis. Halten Sie sich also bitte stets an die Tempolimits.
Die Höchstgeschwindigkeit im Yukon ist unterschiedlich zwischen 90 und 100 km/h. Aber wer über 90 fährt – und lassen Sie mich das aus Erfahrung sagen – sieht wesentlich weniger Wildlife und befindet sich urlaubsmäßig eher auf der A3 als im Mootorhome-Paradies.
Campgrounds
Der Yukon ist die einzige kanadische Region, in der Sie wild mit Ihrem Motorhome campen dürfen. Es gibt natürlich auch Campgrounds. Und zwar private und Government Campgrounds. Beide Arten findet man überall und reichlich. Der Unterschied ist recht einfach erklärt: Die Government Campgrounds liegen an den malerischsten Stellen im Yukon, sind nicht vorbuchbar, haben kein Wifi und keine Möglichkeit zum Ablassen von Wasser und Abfall. Dafür haben sie an jedem Platz eine Feuerstelle mit freiem Feuerholz und einen guten Campingtisch mit Bänken. Auch Toiletten und Wasser sind vorhanden. Sie kosten ca. CAD $ 12,00 pro Nacht. Sie registrieren sich bei Ankunft selbst und stecken die $ 12,00 einfach in einen der dort vorrätigen Umschläge in eine dort stehende Einwurf-Box.
Private Campgrounds bieten neben Strom und Wasseranschluß auch Wifi, Duschen, Toiletten, Ablassmöglichkeiten und noch viel anderen Schnickschnack. Preislich liegen diese ab $ 25 aufwärts und können natürlich vorgebucht werden. Informationen zur Lage der diversen Campgrounds finden Sie auf der Website von Tourism Yukon unter travelyukon.de.
Die Traumstraßen im Yukon
Ich kann Ihnen versichern: Diese Straßen sind absolut einzigartig. Und zwar jede von ihnen. Es sind insgesamt elf mit einer Gesamtlänge von ca. 4.800 km. Viele sind großartig zu befahren und geteert, manche haben teilweise Schotterbelag, ein paar sind eher gepimpte Feldwege. Aber alle haben eines gemeinsam: Sie führen durch unermesslich weite Wälder, vorbei an Millionen von Seen und Tümpel, entlang an mächtigen Bergmassiven und gewaltigen, ungezähmten Flüssen, und, sie werden begleitet vom dramatischen Spiel der Mitternachtssonne und des Polarlichtes. Es sind Straßen, die Spaß und Abenteuer versprechen und auf denen man der nordischen Wunderwelt begegnet. Fünf dieser elf Traumstraßen möchte ich Ihnen heute etwas näher vorstellen:
Der Alaska Highway
Er ist die absolute Hauptschlagader des Nordens. Von Baustellen abgesehen sind die ganzen 2.394 Kilometer von Dawson Creek bis Fairbanks asphaltiert. Die auch Alcan genannte Traumstraße ist selbst mit großen Wohnmobilen problemlos zu bereisen. Tankstellen finden sich im Durchschnitt alle 50 Kilometer. Die Yukon Strecke des Highways ist dabei wahrscheinlich der spektakulärste Teil.
Seinen Anfang hatte der Alaska Highway interessanterweise in Hawaii. Nach Pearl Harbor im Dezember 1941 hatten die Amis die Hosen gestrichen voll und befürchteten einen Landangriff der Japaner über die Aleuten und Alaska. Nach ganz schnellen und unbürokratischen Verhandlungen mit der kanadischen Regierung – die USA bezahlten die Baukosten, Kanada stellte das Material – begannen 11.000 Soldaten im April 1942 mit dem Bau und schlugen in nur neun Monaten eine 2.394 km lange Piste durch die absolute Wildnis – eben den heutigen Alaska Highway.
Der Klondike Highway (South und North)
Er ist die Straße, die den Spuren des Goldrauschs folgt. Vom Pazifik bis hoch nach Dawson City, wo der Klondike in den Yukon mündet, folgt die Straße den Spuren der ehemaligen Glücksritter. Sie führt in ihrem südlichen Teil über 159 km von Skagway über den Whitepass nach Carcross und weiter bis nach Whitehorse, der Hauptstadt des Yukons.
In ihrem nördlichen Teil verläuft sie 527 km entlang des Yukon River. Kurz hinter Carmarcks geht es oberhalb der gefürchteten Stromschnellen der Five Finger Rapids weiter nach Norden bis in das berühmt berüchtigte Dawson City. Ein landschaftlich und historisch beindruckender Trip auf guter und mit genügend Service-Stationen versehener Straße – ein echtes »must« für jeden Yukon-Reisenden.
Der Top of the World Highway
Eine nur von Mai bis Ende September befahrbare, gigantische, 127 km lange Asphalt- und Schotterstraße, die ihrem Namen alle Ehre macht. Sie ist ein Gratweg – von Dawson City nach Chicken/Alaska führend, mit spektakulären Blicken in unendliche Weiten des Nordens, eine Straße quasi auf dem Dach der Welt. Etwa 14 km nach der Grenze zu Alaska – übrigens die nördlichste Landgrenze der USA – geht der Top of the World in den Taylor Highway über. Verpassen Sie auf keinen Fall, in Chicken zu stoppen. Es ist sehr rustikal aber ebenfalls ein absolutes “Muss”. Wie lange der Top of the World offen ist, bestimmt der Schneefall. Die Straße wird nämlich nicht geräumt. Aber ab Ende Mai bis Ende September ist sie auf jeden Fall offen.
Der Demspter Highway
Ein eigentlich ganzjährig befahrbarer, 741 km langer, gepimter Feldweg, absolut gigantisch gelegen, bei nassem Wetter eher seifig zu fahren. Ein Highway der ganz besonderen Art, mein echter Favorit, gehüllt in die einsame, klare Schönheit der nordischen Landschaft. Das hab ich jetzt aber echt poetisch rübergebracht, gell? Er führt den Hundeschlitten-Spuren jenes namengebenden Korporals Dempster folgend, durch die grandiosen Landschaften der Tombstone und Ogilvie Mountains bis in das Mackenzie-River-Delta. Ein kalkulierbares Fahrabenteuer weit über den Polarkreis hinaus nach Inuvik, die momentan noch nördlichste mit dem Wagen erreichbare, kanadische Stadt in den Northwest Territories. Im Winter führt von Inuvik die berüchtigte Ice Road 180 km über den zugefrorenen Makenzie River und das Nordpolarmeer nach Tuktoyaktuk. In 2017 soll dann auch eine normale Straße ganzjährig die Welt mit Tuk verbinden (den genauen Stand der Arbeiten finden Sie hier).
Achtung: Die erste und letzte Service Station auf dem Demspter kommt erst nach 364 Kilometern in Eagle Plains. Dort bitte definitiv tanken. Apropos Tanken. Die sehenswerte Bar in Eagle Plains wird von einer Deutschen namens Evelyn gemanagt. Grüßen Sie Evelyn von mir. Vielleicht gibt`s dann ja einen Gratis-Drink. Und noch was, der Demspter Highway ist die einzige Straße in Kanada, die den Polarkreis quert und eigentlich ganzjährig befahrbar ist.
Mit dem Camper unterwegs im Yukon:
Gastbeitrag von Holger Bergold
Seit nunmehr 24 Jahren vertritt Holger Bergold die touristischen und kulturellen Interessen des kanadischen Yukon Territoriums im deutschsprachigen Europa. In dieser Zeit hat er den Yukon über 150 mal bereist, fliegt dort mit seinem eigenen Wasserflugzeug, kennt den Yukon wie seine eigene Westentasche und steht gerne bei speziellen Fragen mit Rat und Tat zur Seite. Für ihn bedeutet der Yukon eine gigantische „Spielwiese“, auf der er sowohl im Sommer als auch im Winter seinen vielen Hobbies – unter anderem Tierfilm und -fotografie, Fischen, Hundeschlitten fahren – nachgehen kann.
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